Über die Festung Grauerort

Artilleriefort GRAUERORT
in Abbenfleth bei Stade einst und jetzt

Aufgabe des Forts, als 2. Linie der Festung CUXHAVEN, war es, die Unterelberegion und den Hafen Hamburgs vor feindlichen Angriffen von See her zu schützen. Hierzu waren für die 10 Geschützstellungen vier 28 cm Ringkanonen in Vorderpilotlafetten n/C und sechs 21 cm Ringkanonen in Küstenlafette C 79 vorgesehen. Zur Armierung wurden dann aber, um die Einheitlichkeit der Munitionsversorgung zu gewährleisten, mit hoher Wahrscheinlichkeit nur die 21 cm Ringkanonen genutzt. Mit diesen konnte das Fahrwasser mit der Schiffsperre zwischen dem Fort und der Elbinsel PAGENSAND exzellent überwacht und geschützt werden. Die Eigenverteidigung im Krieg wären von 1 Komp. Infanterie, ½ Komp. Festungspioniere und ¼ Esk. Kavallerie neben den 1 ½ Komp. Fußartilleristen durchgeführt worden. Gleichzeitig waren für die Nahverteidigung 8 cm Vorderlader in Festungslafette vorgesehen.

Die kurze Geschichte beginnt mit der Forderung des preuß. Kriegsministeriums:… und einer Batterie bei GRAUERORT… aus dem Jahr 1868. Die Streichung aus der Liste der aktiven Festungen kam schon 1895, denn die Waffentechnik hatte die Position des Artillerieforts überflüssig gemacht. Die Geldmittel wurden 1869 bewilligt und der Bau begann unter der Leitung des Festungsbauoffiziers Hptm. Labes.
Im Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 waren die elbwärtigen Erdwerke soweit hergestellt, dass die Anlage mit acht 25 cm Vorderladergeschützen ausgerüstet, voll einsatzfähig war. Bis 1879 wurde die Anlage unter Verbau von circa 2,5 Millionen Ziegelsteinen und hunderter Zentnern Zement durch den Generalunternehmer Hagenah-Borcholte fertiggestellt. Beton wurde nicht verwendet, da dieser erst ab 1885 verwendet wurde. Zu diesem Zeitpunkt besteht die Armierung des Forts aus 10 Stück 21 cm Kanonen, 4 Stück 12 cm Kanonen auf hoher Festungslafette und 6 Stück 9 cm Kanonen in Kasematlafetten. Vom Typ her ist das Hochwallfort eine „Neupreußische Fortification“.

Das Hexagon, der sechseckige Grundriss, wird von Erdwällen gebildet. Die beiden elbseitigen Wälle sind kasemattiert und haben am Fuß eine Carnot´sche Mauer hinter der der Rondengang verläuft. Das Tor mit einem Wachgebäude vor dem nassen Graben liegt in der Kehle (Südfront). Gesichert wird durch eine Grabenwehr (kleiner Kehlgangsbunker). Die Escarpen und Wälle werden durch 2 Gewehrkaponieren flankiert. Hier konnten bis zu drei 9 cm Geschütze gegen Infanteriefeinde zur Sturmabwehr stationiert werden. Zu diesem Zeitpunkt waren die zehn Geschützstände (4 m mächtige Ziegelgewölbe) mit 21 cm Hinterlader-Rücklaufgeschütze bestückt. Für die Bereitschaftsmunition (Zünder, Geschoss und Treibladung) war pro Stellung eine Würfeltraverse mit Munitions-Aufzug für je zwei vorhanden.
Das Fort war an keinen Kampfhandlungen beteiligt. Am 1. April des Jahre 1888 wurde die Festung Cuxhaven an die Marine übergeben, der Grauerort blieb preußisch (AKO 10.11.87). Nach der Streichung 1895 aus der Liste der Festungen wurde es weiterhin vom III. Btl. Inf. Rgt 75 (Garnison Stade) bewacht.

Das Fort wurde ab 23.02.1899 offengelassen. Ab 1914  wurde das Festungsgelände wieder abgeriegelt und zu einem provisorischen Seeminendepot mit dieselbetriebenen Stromerzeugern umgebaut. Nach der Explosion des Hauptdepots  in Cuxhaven am 11.07.1922 wurde GRAUERORT befördert, dadurch wurde 1926 eine 200 m lange Verladebrücke mit Gleisanschluss in die Elbe hinaus gebaut, damit bis Ende des zweiten Weltkrieges die Seeminen verladen werden konnten. Einen Luftangriff auf den GRAUENORT gab es im 2 WK nicht. Ab 1958 bis 1985 wurden durch eine Hamburger Delaborierungsfirma Munition und Geschütze zerlegt.

Am 02.12.1997 wurde der Förderverein Grauerort gegründet, um dieses einzige in der Urform noch erhaltene Artilleriefort der deutschen Küstenverteidigung weiterhin zu bewahren. Seit 2003 wird diese Arbeit durch die Reservistenarbeitsgemeinschaft Festung Grauerort in den Uniformen der 9.Kompanie, III. Bataillon, Infanterie Regiment 75 unterstützt. Um die geschichtliche Einbindung des GRAUENORT sicherzustellen, wird am 1. Maiwochenende jeden Jahres eine „Fortificationsübung“ in historischen Uniformen durchgeführt.

erstellt von J. Peldszus

weitere Informationen über die Festung finden Sie auch beim Förderverein der Festung www.festung-grauerort.de